A9: Positionspapier zu Klimaschutz und Klimagerechtigkeit
Veranstaltung: | JVV |
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Antragsteller*in: | Bundesdelegiertenversammlung (dort beschlossen am: 24.09.2023) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 25.09.2023, 18:55 |
Antragshistorie: | Version 1(25.09.2023) |
Veranstaltung: | JVV |
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Antragsteller*in: | Bundesdelegiertenversammlung (dort beschlossen am: 24.09.2023) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 25.09.2023, 18:55 |
Antragshistorie: | Version 1(25.09.2023) Version 1 |
Die Auswirkungen der Klimakrise sind längst mess- und sichtbar. Die
gesellschaftlichen und historischen Ursachen sind vielfach wissenschaftlich
belegt. Neben erheblichen sozialen und ökonomischen Problemen drohen durch eine
weitere Erhitzung des globalen Klimas irreversible Schäden für Natur und Umwelt.
Wir leben im Zeitalter des Kapitalozäns: Der Ursprung der Klimakrise liegt in
kapitalistischen und kolonialen Strukturen.[i] Daher sind Länder und Menschen
des Globalen Nordens1 in besonderem Maße für die Klimakrise verantwortlich.
Historisch gesehen haben sie den Großteil der Treibhausgasemissionen
ausgestoßen.[ii] Trotzdem sind Länder und Menschen des Globalen Südens1 schon
seit Generationen am stärksten von den Folgen der Umweltausbeutung und der
Klimakrise betroffen. Sie gründeten Widerstands- und Umweltbewegungen dagegen.
Zudem spüren insbesondere junge und nachfolgende Generationen, von (Mehrfach-
)Diskriminierung betroffene Menschen und Menschen in prekären Lebenssituationen
die Auswirkungen der Klimakrise in besonderem Maße.
1 Die Begriffe "Globaler Norden" und "Globaler Süden“ verweisen nicht auf
geografische Kategorien. „Mit dem Begriff Globaler Süden wird eine im
globalen System benachteiligte gesellschaftliche, politische und
ökonomische Position beschrieben. Globaler Norden hingegen bestimmt eine
mit Vorteilen bedachte Position. Die Einteilung verweist auf die
unterschiedliche Erfahrung mit Kolonialismus und Ausbeutung, einmal als
vor allem Profitierende und einmal als vornehmlich Ausgebeutete“ (glokal
2013).
Quelle: glokal 2013: Mit kolonialen Grüßen. Berichte und Erzählungen von
Auslandsaufenthalten rassismuskritisch betrachtet. URL:
https://www.glokal.org/wp-
content/uploads/2013/09/BroschuereMitkolonialenGruessen2013.pdf,
S. 8, aufgerufen am 23.09.2023.
Um die Folgen der Klimakrise einzudämmen, hat sich die internationale
Staatengemeinschaft 2015 mit dem Pariser Abkommen darauf verständigt, die
globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu begrenzen und
Anstrengungen zu unternehmen, eine maximale Erwärmung von 1,5 Grad Celsius
anzustreben. Im März 2023 veröffentlichte der Weltklimarat (IPCC) seinen
sechsten Sachstandsbericht, der die gravierende Handlungslücke zur Einhaltung
des 1,5 Grad-Ziels deutlich unterstreicht.[iii] Das Fenster, in dem die
Erderwärmung noch auf 1,5 Grad begrenzt werden kann, wird sich in wenigen Jahren
schließen. Die bisher umgesetzten und geplanten Maßnahmen der Staaten reichen
nicht aus, um die im Pariser Klimaabkommen vereinbarten Ziele einzuhalten. Jedes
Zehntelgrad Erwärmung hat schwerwiegende Konsequenzen. Unter anderem werden
Ökosysteme unwiederbringlich zerstört, Biodiversität geht verloren, Konflikte um
natürliche Ressourcen nehmen zu, Extremwetterereignisse treten vermehrt auf und
Menschen verlieren ihre Existenzgrundlage und Heimat. Dies ist ein unhaltbarer
Zustand.
Als NAJU setzen wir uns für junge und marginalisierte Gruppen ein. Deshalb
fordern wir einen wirksamen und gerechten Klimaschutz. Ziel ist der Erhalt von
Lebensgrundlagen und einer intakten Natur. Deshalb muss eine sozial-ökologische
Transformation die globale Erwärmung schnellstmöglich bremsen und die Erfüllung
der Grundbedürfnisse aller Menschen sicherstellen.
Daher fordern wir:
Erläuterung und Begründung unserer Forderungen
Neben dem Ausbau der Erneuerbaren Energien muss der Ausstieg aus fossilen
Energiträgern schnell eingeleitet werden. Dafür muss Deutschland bis 2030
aus der Kohleverstromung aussteigen.
Wir verweisen auf die anderen Positionspapiere der NAJU sowie auf die Positionen
des NABU (Naturschutzbund Deutschland) e.V.
[i]Zum „Capitalocene”:
Moore, J. W. 2016: Anthropocene or Capitalocene? Nature, history, and the crisis
of capitalism. In: Moore, J. W. (ed.) 2016: Anthropocene or Capitalocene?
Nature, history, and the crisis of capitalism. Oakland: PM Press, S. 1-13.
Zum „Racial Capitalocene“:
Davis, J., A. A. Moulton, L. van Sant und B. Williams 2019: Anthropocene,
Capitalocene, ... Plantationocene?: A Manifesto for Ecological Justice in an Age
of Global Crises. Geography Compass 13 (5), doi: 10.1111/gec3.12438 .
Sharpe, C. E. 2016: In the wake. On Blackness and being. Durham: Duke University
Press.
Vergès, F. 2017: Racial capitalocene. In: Johnson, G. T. and A. Lubin (eds.):
Futures of black radicalism. London/New York : Verso, S. 72-82
[ii] Hickel, J. 2021: The anti-colonial politics of degrowth. Political
Geography 88 https://doi.org/10.1016/j.polgeo.2021.102404 . URL, aufgerufen am
05.09.2023.
Chancel, L., T. Piketty 2015: Carbon and inequality: from Kyoto to Paris. Trends
in the global inequality of carbon emissions (1998-2013) & prospects for an
equitable adaptation fund. Paris: Paris School of Economics. URL, aufgerufen am
05.09.2023.
[iii] IPCC 2023: Climate Change 2023: Synthesis Report. Contribution of Working
Groups I, II and III to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental
Panel on Climate Change. Core Writing Team, H. Lee and J. Romero (eds.). Genf:
IPCC Sekretariat, doi: 10.59327/IPCC/AR6-9789291691647 . URL, aufgerufen am
05.09.2023.
[xviii] IPBES 2019: Global assessment report on biodiversity and ecosystem
services of the Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and
Ecosystem Services. E. S. Brondizio, J. Settele, S. Díaz, and H. T. Ngo (eds.).
Bonn: IPBES Sekretariat, https://doi.org/10.5281/zenodo.3831673 . URL,
aufgerufen am 05.09.2023.
[xix] IPCC 2019: Summary for Policymakers. In: Climate Change and Land: an IPCC
special report on climate change, desertification, land degradation, sustainable
land management, food security, and greenhouse gas fluxes in terrestrial
ecosystems. P.R. Shukla, J. Skea, E. Calvo Buendia, V. Masson-Delmotte, H.- O.
Pörtner, D. C. Roberts, P. Zhai, R. Slade, S. Connors, R. van Diemen, M. Ferrat,
E. Haughey, S. Luz, S. Neogi, M. Pathak, J. Petzold, J. Portugal Pereira, P.
Vyas, E. Huntley, K. Kissick, M. Belkacemi, J. Malley, (eds.). Genf: IPCC
Sekretariat. URL, aufgerufen am 05.09.2023.
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